Internationaler Improvisationswettbewerb Aarau, 6. November 2016 - 5 Miniaturen

1) Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?

 [Kohelet Kapitel 1, Absatz 2-3]

2) Ein Ziel stand vor Siddharta, ein einziges: leer werden, leer von Durst, leer von Wunsch, leer von Traum, leer von Freude und Leid. 

[Hesse, Hermann: Siddharta, Frankfurt am Main 1972, S. 15]

3) Dann hatte Siddharta die Nacht in seinem Hause mit Tänzerinnen beim Weine zugebracht, hatte gegen seine Standesgenossen den Überlegenen gespielt, welcher er nicht mehr war, hatte viel Wein getrunken und spät nach Mitternacht sein Lager aufgesucht, müde und dennoch erregt, dem Weinen und der Verzweiflung nahe [...]. 

[Hesse, Hermann: Siddharta, Frankfurt am Main 1972, S. 68]

4) Sie lauschten. Sanft klang der vielstimmige Gesang des Flusses. Siddharta schaute ins Wasser, und im ziehenden Wasser erschienen ihm Bilder: sein Vater erschien, einsam, auch er mit den Bänden der Sehnsucht an den fernen Sohn gebunden; es erschien sein Sohn, einsam auch er, der Knabe (...). Der Fluss sang mit einer Stimme des Leidens [...]. 

[Hesse, Hermann: Siddharta, Frankfurt am Main 1972, S. 108]

5) Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt, wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennen lernt, das ein Geschenk Gottes ist. 

[Kohelet Kapitel 3, Absatz 12]

Improvisation auf Zuruf über das oberstehende Bild

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